Die Museumswärterin

es ist nicht die erinnerung selbst, die man erinnert, vielmehr ist es das, was nicht minder bedenklich und aufdringlich, an besonderer stelle hervorquillt, weil man eben verabsäumt hat es aus gutem grund abzudichten und an seinem hervorquellen zu hindern. doch meine erinnerung hat sich auf amouröse weise in mir verklebt und jeden austritt sorgfältig in mich zurückgequetscht. ein durchschnnittsmoment im museum würde so denkbar erträglich, wenn auch sichtlich gepresst. aber man bekommt ja sonst nichts zu gesicht, ausser der gesichtslosigkeit und einigen schaukelnden besucherkörpern mit zuckenden röhrenbildköpfen. ein kampf der oberflächen, bis die abgestandenen restbestände an kontaktfähigkeit in den betrachtern zu sieden beginnen und sich schließlich in einer unerträglichen expolsion an interessenlosigkeit gegen die kunstwerke schleudern. da verteilt sich also die eintrittsvergünstigung auf widerwärtige weise über das objekt der kontemplation. an oberflächlichkeit können sich nun kunst und günstig bekünstelter kaum noch überragen, dafür aneinander verschmieren. disziplinierte an die front gejagte wandbepinselung in allen formen und größen. sie hängen mehr als sie stehen, die objekte der begutachtung, sie hängen in die blinzelnden frontallappen der kunstkonsumenten. bilderwelten tun sich da nicht auf, bestenfalls fadenkreuze. die dummheit des beobachters besteht ja nur darin, es nicht für möglich zu halten, selbst ins visier zu geraten. ein jämmerliches spiel der projektionen. ich trete einen schritt zurück und wieder im kreis, mit vollster konsequenz, nur um dem schwindelgefühl herr zu werden, das sich beim betrachten der umstände einstellt. wenn man sich als artefakt in einem kunstraum zurückgelassen vorfindet, tun sich eine vielzahl von möglichkeiten auf. die einzig logische allerdings nicht, ein blick zu den vermittlerinnen verrät, berühren verboten. aber nein, das kann doch nicht ihr ernst sein! die kunst will angefasst und genötigt werden, sie hängt da mit nacktem arsch und gespreiztem blick an der wand und bohrt sich in das sinnlose verlangen nach ihr. sie nennen das legitimierten kunstgenuss, solange sie ihn nicht vollziehen. dabei lacht es sich tot, über unsere kunstgeschichten, das bisschen musealisierte fleisch an der wand. ich kann ihnen die sehnsucht nach dem anständigen stück arsch an der wand nicht verübeln. aber sie dürfen da nicht hin meine liebe, noch nicht, sie müssen sich mit ihren kunstgeschichten begnügen. zwei oberflächen also, die sich nacheinander verzehren. der geist hat sich in den pigmenten bereits zurechtsediert, da hilft auch keine restauration mehr. aber ich habe es gesehen, dieses durchbrechende gesehen werden. weiter weg könnte ich gar nicht an sie herankommen, da müsste ich mich schon an ihnen stoßen. der schauraum hat sich gedreht, ich beobachte sie beinahe nur mehr unter gleichgewichtsstörungen. selbstverständlich verabsäume ich keine gelegenheit zur entblödung, sie dürfen mir dabei auch gerne zusehen. was sich da an voyeuristischem gedankensekret in ihren hübschen kunstwerken vergeistigt hat, lässt sich mit worten kaum noch fassen, es sei denn man kaue so lange darauf herum, bis ein anders kunstwerk damit beschmiert werden könnte. ich werde hier also anschaffen gehen müssen, im schauraum der institutionalisierten beobachtung, würgt sie in sich hinein und vergisst darüber weiter zu gehen, als unbedingt nötig. die finger stehen ihr bis zum hals, aber der liebreiz will sich nicht einstellen. frau trilety, sie sind aus der zeit, also sagen sie nichts, das kunstzeitalter ist vorbei und die aussertextsetzung hat sich zu tode gesabbert. es ist zu ende, selbst wenn sie sich fein säuberlich wundejakulieren am weißraum. hat man ihnen denn nichts gesagt, die freischaffende subversion wurde bereits vor jahren von unserem museum angekauft und wartet im depot auf gesicherten ausgang. nun nehmen sie schon den finger aus dem mund. wenn man nichts zu schaffen hat, dann bleibt man eben hier, an einem ort. so muss es sein, man hat eben nicht genug gelitten, sich nicht hinreichend gequält, sich nicht qualvoll verreißen lassen, nichts durchgestanden, das künstlerisches schaffen überhaupt rechtfertigen würde. man hat nun einmal nicht das privileg außreichend druck im gedankenorgan zu versammeln, um den anderen den auswurf dann anständig in die seelenkörper schießen zu können. und ihr hass war auch nichts weiter als ein versuch der annäherung. wenn sich also herausstellt, dass sie nichts zu schaffen haben, dann bleiben sie einfach zurück, täglich und ordentlich. dann spannen sie eben die wäscheleine, wie jeden tag, und nehmen sich von der strippe, genauso sorgfältig, wie man feuchte ackerböden trockenlegen würde, um den tag einigermaßen unbenetzt passieren zu können.